Die Steinachklamm im Steinachtal

Eines der eindruckvollsten Naturdenkmale des Landkreises Kulmbach ist die wildromantische Steinachklamm im Steinachtal. Ein Sperrriegel aus hartem, kieselsäurereichen Quarz hinderte einst das Wasser der Steinach am Weiterfließen. Der Sage nach löste Thor das Problem. Auf seinem Bockgespann brauste er durch die Lüfte und traf vor der großen Felswand auf die verzweifelte Steinach, die ihn bat, ihr den Weg zu bahnen. Da schleuderte Thor seinen Hammer gegen den Fels, die Steine brachen und gaben den Weg frei. Zum Dank dafür trieb hinfort der Bach den nahen, von Thor errichteten Waffenhammer mit seinen großen Radschaufeln, die in der Hütte die riesigen Schmiedehämmer bewegten. So die Sage.

Die Wirklichkeit sah freilich anders aus. Die Steinach musste sich schon selber helfen. Nach dem Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein", fraß sich der Bach in Tausenden von Jahren, Zentimeter für Zentimeter durch das harte Gestein. Den alten, ewig jungen Kampf zwischen Wasser und Stein, entschied das Wasser für sich. Allerdings in einem unvorstellbar langen Zeitraum. Wie winzig ist dagegen die Zeitspanne zwischen der ersten urkundlichen Erwähnung und unserem Jahrhundert. Nach einem Tauschgeschäft aus dem Jahre 1017 übergab der 1. Bamberger Bischof Eberhard an seinen Bruder Kuno einen Teil des Nordwaldes, wie der Frankenwald damals genannt wurde. In der folgenden Grenzbeschreibung kommt auch „….et Steinaha deorsum inter duos montes ..." vor „und die Steinach abwärts zwischen zwei Bergen oder Felsen (hindurch)", womit die beiden Felsen der Steinachklamm gemeint sind. Diese Grenze hat bis heute Bestand. Damals wie heute trennt die Steinach den östlichen, zu Stadtsteinach gehörenden, vom westlichen, wesentlich größeren Pressecker Felsen, auf dessen höchster Stelle einst Graf Kuno einen befestigten Ansitz zur Sicherung seiner Herrschaft baute. Diese Grenzveste war aus Holzpalisaden und verfiel sehr bald. Erst 1318 übergab dann Fürstbischof Wulfing von Bamberg den längst verfallenen Burgstall an Nikolaus von der Grün. Dieser baute erstmals auf dem Felsennest eine feste Steinburg und nannte sich seinen Nachkommen fortan „von Wildenstein". Im Schutze dieser Burg entstand am gegenüberliegendem Hang das Dorf Wildenstein, das mit seinen Feldern und Wiesen einen alpinen Charakter aufweist. Heute erinnert auf den Burgfelsen wenig an dem ehemaligen stolzen Ansitz derer von Wildenstein. Geblieben ist aber das Rauschen der Steinach, das von der Klamm hier heraufdringt und das früher nur vermischt oder übertönt wurde von den mächtigen Hammerschlägen aus der Waffenschmiede im Tal. Doch Burg und Schmiede sind längst Vergangenheit.