Die Geschichte der Stadt Stadtsteinach
Die hiesige Gegend, vom Frankenwald bis über den Jura hinweg, war zur Zeit der Völkerwanderung noch stark überwaldet, weshalb die verschiedenen germanischen Stämme nur dürftige Spuren hinterlassen haben. Erst im ausgehenden 8., hauptsächlich im 9. Jahrhundert, ist durch die aus dem Westen vordringenden Franken zu den ostoberfränkischen Randgebirgen eine Dauerbesiedelung eingetreten. Dem widerspricht nicht die Tatsache, das die aus drei Ringwällen bestehende Befestigungsanlage der nahen Grünbürg - eine Fliehburg - der Frühgeschichte zugerechnet werden muß.
Mit den Franken wurde von Fulda her das Christentum eingeführt, kam fränkisches Recht und Brauchtum ins Land und wurde staatliche Ordnung gebracht. In dieser Zeit entstand die Besiedlung des Ortes, der somit auf eine gut über 1000 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt freilich erst im Jahr 1151, was Anlaß zu der 1951 stattgefundenen 800-Jahrfeier gab.
Mit Vertrag vom 08. Juli 1151 hat Bischof Eberhard der II. von Bamberg die Burg „Nordeck mit dem Markt und Allod Steinaha“ von den Grafen Hennneberg um 300 Mark Silber und 8 Mark Gold und unter Austausch von Ländereien erworben. Die Abfassung der Urkunde unter Anführung vieler fürstlicher Zeugen, an der Spitze König Konrad der II., läßt den Schuß zu, daß Burg und Ort eine überörtliche Bedeutung haben mußten. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache unterstrichen, daß die hiesige Kirche zu den sogenannten Urpfarrkirchen des Landes gehörte, die schon in der Zeit des Bistums Würzburg, also vor der Gründung des Bistums Bamberg, im Jahr 1007, entstanden sind. Die weltliche und geistliche Herrschaft, Centgericht und Kirche, dürften sich in ihrer Ausdehnung gedeckt und somit ein großes Gebiet umfaßt haben.
In der rund 650 Jahre dauernden Zugehörigkeit des 14. Jahrhundert zur Stadt erhobenen Ortes hat Stadtsteinach eine ruhige Entwicklung durchgemacht, die feierlich von großen Heimsuchungen unterbrochen wurde; die Burg selbst, eine der ältesten überhaupt, wurde ja im Bauernkrieg 1525 zerstört und nicht wieder aufgebaut, nachdem der bischhöfliche Amtssitz in die Stadt, an die Stelle des jetzigen Ämtergebäudes, verlegt worden war.
Wenn das 15. Jahrhundert mit dem Hussiteneinfall (1430), der Waldenfelser Fehde (1438) und der ersten Brandenburger Fehde (1464) große Drangsal brachte, so hatte der Marktgräfliche Krieg 1552 eine große Brandschatzung zur Folge, wie auch der 30jährige Krieg 1618/48, hier wie überall, viel Not brachte. Größere Brände sind für 1798 und 1866 gemeldet, denen einmal die östliche und dann die westliche Häuserzeile des Marktplatzes mit angrenzenden Straßenteil zum Opfer fielen.
Mit dem Ende des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen“; 1803, kam das Fürstbistum an Bayern und Stadtsteinach war dann bis zum 30.06.1972 Sitz des Landratsamtes. Wie schon früher das Finanzamt, wurde der Kreis nach Kulmbach eingegliedert und schon 1973 wurde das Amtsgericht aufgelöst. Vom früher so wichtigen Zentrum Stadtsteinach ist nur noch das Frostamt übrig geblieben, wenn man davon absieht, daß hier noch Zweig- bzw. Außenstellen des Landratsamtes, der Landespolizei, der Kreissparkasse, der Kulmbacher Volksbank, der Raiffeisenkasse, der Allgemeinen Ortskrankenkasse vorhanden sind, das Kreiskrankenhaus noch voll geführt und eine Postdienststelle betrieben wird.
Heute zählt die Stadt nah Eingliederung der Gemeinden Triebenreuth, Vogtendorf und Zaubach am 01.04.1971, von Teilen der Gemeinde Schwand zum 01.01.1974 und des gemeindefreien Gebiets Stadtsteinacher Forst zum 01.01.1975, 3876 Einwohner auf 3976 ha. Seit 01. Januar 1977 bildet sie mit der Gemeinde Rugendorf eine Verwaltungsgemeinschaft mit 4903 Einwohner. Bei 1266 Einwohnern im Jahr 1822 ist der Bevölkerungszuwachs auf 3876 Einwohner recht bescheiden, wenn man berücksichtigt, daß darin durch Eingemeindungen 837 Personen und 509 Flüchtigen (1961) enthalten sind.
Der Schulsprengel der Volksschule Stadtsteinach deckt sich mit dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft und die Stadt hat dafür in zwei Jahrzehnten bis 1974 eine gut ausgebaute Schule mit Turnhalle und Lehrschwimmbecken errichtet.
Bis zum 2. Weltkrieg war der Ort frei von jeglicher Industrie, wenn man von einer Brauerei absieht, nachdem eine Papierfabrik und Schotterwerke außerhalb lagen. Diese und kleine landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe stellten die Wirtschaft dar. Seitdem ist eine große Wandlung insoweit eingetreten, als die Landwirtschaft in der Stadt selbst nur noch eine untergeordnete Rolle einnimmt. Ab den fünfziger Jahren konnte durch ein Sägewerk, die Textil- und Bekleidungsindustrie, Fertigungsbetriebe für Taschen und Handelsbetriebe kleineren Ausmaßes, ein Kinderhilfswerk, in den von der Post Ende der dreißiger Jahre errichteten Bauten, das Angebot von Arbeitsplätzen deutlich vergrößert werden.
Im Laufe der Jahrzehnte erlebte Stadtsteinachs Wirtschaft ein Wechselbad der Gefühle. Mussten große Firmen wie die Papierfabrik, oder alle Firmen aus dem Bereich der Textil- und Lederwarenindustrie ihre Pforten schließen, konnten sich andere Firmen, etwa der Kindersitzhersteller Concord oder die Firma PTL Grabenhorst im Bereich von hoch sensiblen Messgeräten zu weltweit handelnden „Global Playern" weiterentwickeln. Mit der Neuorganisation des ehemaligen Kreiskrankenhauses zur Fachklinik für Inneres und Geriatrie im Verbund mit dem Klinikum Kulmbach, die Eröffnung der Kurzzeitpflegestation, des Altenheimes und der Caritas Sozialstation konnten mehrere hundert neue Arbeitsplätze geschaffen, beziehungsweise gesichert werden. Auch im Bereich von überregional agierenden Baufirmen fungiert Stadtsteinach für mehrere namhafte Betriebe als Betriebssitz.
Die laufenden Bemühungen der Stadt wurden und werden mit der Förderung des Fremdenverkehrs fortgesetzt. Hand in Hand damit wurde eine Verbesserung des Freizeitangebotes durch den Bau eines Freibades, eines Campingplatzes und weiteren Freizeit-, Sport- und Erholungseinrichtungen erreicht. Es sind weitere zusätzliche Attraktionen für den Fremdenverkehr, im Ende 1970 „Staatlich anerkanntem Erholungsort“, geschaffen worden, nachdem die landwirtschaftlichen und klimatischen Voraussetzungen ohnehin vorhanden waren und die Stadt nach wie vor ein intaktes Umfeld aufweist. Es kann und soll also der Fremdenverkehr eine weitere tragende Säule des hiesigen Wirtschaftslebens sein.