Michael Schnabrich (1880 - 1939)

Im Jahr 1880 erblickte im Haus-Nr.: 164, in der heutigen Wehrstraße gelegen, Michael Schnabrich das Licht der Welt. Von 1886 bis 1894 besuchte er die Volksschule in Stadtsteinach, der sich eine Schuhmacherlehre bis 1897 in Kulmbach anschloss. 1899 tritt Michael Schnabrich der SPD bei und dem freigewerkschaftlichen Zentralverband der Schuhmacher. Von 1900 bis 1906 ist er der Vorsitzende der SPD in Weißenfels an der Saale. Ab dem Jahr 1906 ist er Sekretär des Schuhmacherverbandes im Bergischen Land in Hessen, von 1909 bis 1912 Angestellter im Schuhmacherverband in Frankfurt am Main. Von 1913 bis 1919 Parteisekretär der SPD in Hanau, wobei er als Kriegsfreiwilliger in der 56. Infanteriedivision Militärdienst leistet und dabei eine Gasvergiftung erleidet sowie die Finger der linken Hand abgeschossen bekommt. In den revolutionären Tagen des Novembers 1918 ist er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Hanau, ab 1919 hauptamtlicher Sekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hersfeld, Hessen. Von dort aus ist er in verschiedenen kommunalen Parlamenten vertreten. 1924 wird er als SPD-Abgeordneter für den Wahlkreis Hersfeld-Hünfeld-Rotenburg in den Deutschen Reichstag gewählt, am 5.3.1933 wird er letztmalig wiedergewählt. Dort steht am 23.3.1933 das Ermächtigungsgesetz zur Abstimmung, mit dem die Nationalsozialisten quasi demokratisch legitimiert an die Macht kommen wollen. Allein die Fraktion der SPD stimmt einheitlich mit einem NEIN, kann aber die Machtergreifung der braunen Horden nicht mehr verhindern und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Schnabrich wird wie so viele andere SPD Abgeordnete und Funktionäre, unter fadenscheinigen Gründen in Schutzhaft genommen, nach sechs Wochen aber wieder frei gelassen. Danach lässt er sich in Kassel nieder, wo er ein Kino eröffnet und eine Zeitung herausgibt, die, so schreibt ein örtlicher Chronist „durch geschickte Auswahl offizieller Informationen auch für Antifaschisten von Interesse war“. Am Tage des Überfalls auf Polen, am 1.9.1939 wird er zusammen mit fünf weiteren Kasseler Sozialdemokraten durch die Gestapo verhaftet und Mitte 1939 in das KZ Sachsenhausen überführt. Am 7. Oktober 1939 kam es beim morgendlichen Zählappell zu schweren Misshandlungen durch den berüchtigten SS-Oberscharführer Schubert, der Michael Schnabrich gnadenlos mit seinen Stiefeln in den Unterleib trat bis dieser regungslos am Boden lag. Zwei Tage danach, am 9.10.1939 verstarb Michael Schnabrich an den schweren Misshandlungen.

Zum Gedenken an Michael Schnabrich hat die Stadt Stadtsteinach im Mai 1996 an seinem Geburtshaus in der Wehrstraße eine Gedenktafel angebracht.